Gendern leichtgemacht

7 Tipps zum Verfassen diskriminierungsfreier Texte

Das Gendern ist ein kontrovers diskutiertes Thema und basiert auf der Annahme, dass die deutsche Sprache Frauen und andere Personen, die sich nicht als männlich identifizieren, diskriminiert. Daher besteht das vorrangige Ziel des Genderns darin, alle Menschen gleich zu behandeln. Jede:r soll sich angesprochen fühlen und nicht bloß implizit mitgemeint werden, wie es das generische Maskulinum vorsieht. Ein weiterer Grund, der für die Verwendung des Genderns spricht, ist die Sichtbarmachung von Frauen und Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten in der Sprache. Denn auch in Bezug auf diesen Aspekt soll mithilfe von Wortschatz und Grammatik für mehr Gleichberechtigung gesorgt werden.

Wie man mit dem Thema Gendern umgeht, muss derzeit noch jede:r für sich selbst entscheiden, denn eine festgelegte Regelung dazu gibt es bislang nicht. Allerdings gibt es verschiedene Strategien, um Texte genderinklusiver zu gestalten.

Dieser Blog-Artikel soll Interessierten einige dieser Strategien an die Hand geben. Dabei werden sowohl Vor- als auch etwaige Nachteile der einzelnen Strategien hervorgehoben. Denn eines ist sicher: Das Gendern kann den Verfasser:innen von Texten und auch Übersetzer:innen einiges abverlangen.

 

Nur wer sich mit dem Thema Gendern auseinandersetzt, kann eine fundierte Beratung anbieten

Zuallererst ist es hilfreich, sich mit dem Thema ausführlich zu beschäftigen und sich auch mit den verschiedenen Ansichten zum Thema vertraut zu machen, um die Kund:innen angemessen beraten zu können. Schließlich sind es die Kund:innen, deren Sichtweisen mit ihren Texten vermittelt werden sollen. Die Entscheidung für oder gegen das Gendern kann je nach Zielgruppe so oder so ausfallen. In einem eher konservativen Umfeld bleibt man vielleicht lieber beim Althergebrachten. Oder aber man wagt den Sprung ins kalte Wasser und versucht, mit den Gewohnheiten zu brechen.

Die 7 Gender-Strategien

1. Beidnennung (ausführlich, verkürzt, mit Klammern)

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitarbeiter/-innen, Mitarbeiter(innen)

Bei dieser Strategie ist sofort ersichtlich, wer angesprochen wird, nämlich Männer und Frauen gleichermaßen. Unter den Tisch fallen allerdings all jene, die sich anders bzw. nichtbinär identifizieren – also weder ausdrücklich als männlich oder weiblich. Ein weiterer Nachteil ist, dass die ausführliche Beidnennung zu einer Verlängerung des Texts führt, was sich bei bestimmten Textsorten oder vorgegebenen Zeichenbegrenzungen als problematisch erweisen kann. Als Alternative bietet sich dann die verkürzte Beidnennung an. Allerdings ist diese wiederum nicht immer möglich, etwa wenn die weibliche Form mit einem Umlaut gebildet wird (Arzt/Ärztin). Bei der verkürzten Schreibweise mit Klammern können sich andere Schwierigkeiten entwickeln, z. B. wenn der Text ohne Klammern nicht sinnvoll gelesen werden kann wie in diesem Beispiel: Wir suchen eine(n) Mitarbeiter(in). Außerdem kann die feminine Form in Klammern als weniger wichtig wahrgenommen werden.

2. Sonderzeichen (Gender-Sternchen, -Doppelpunkt, -Unterstrich)

Mitarbeiter*innen, Mitarbeiter:innen, Mitarbeiter_innen

Im Gegensatz zur Beidnennung sprechen diese Schreibweisen alle Geschlechter gleichermaßen an, wobei eindeutig bleibt, wer gemeint ist. Zudem sind sie kürzer als die ausführliche Beidnennung. Da diese Schreibweisen in den Rechtschreibungsregeln nicht vorgesehen sind, sind sie jedoch eher ungewohnt und können für Probleme in Bezug auf die Barrierefreiheit sorgen, beispielsweise bei der Verwendung in der Leichten Sprache. Auch die Schreibung in Verbindung mit Adjektiven kann zu Problemen führen, z. B. bei dem Ausdruck „neue*r Mitarbeiter*in“. In diesem Fall sind die Formen ohne Sternchen nicht kongruent (neue Mitarbeiter).

3. Binnen-I

MitarbeiterInnen

Wie auch bei den zuvor genannten Strategien ist bei der Verwendung des Binnen-I eindeutig, wer gemeint ist. Die Kürze ist ein weiterer Vorteil. Im Gegensatz zu den Strategien mit Sonderzeichen werden allerdings nichtbinäre Personen nicht explizit angesprochen. Orthografisch ist das Binnen-I wie die Sonderzeichen ebenfalls nicht vorgesehen.

4. Substantivierung

die Mitarbeitenden, die Anwesenden, die Bevollmächtigten, die Kranken

Bei dieser Strategie werden das Partizip I, das Partizip II oder ein Adjektiv substantiviert. Zu beachten ist dabei, dass nur die Pluralform alle Geschlechter anspricht. Im Singular kann mithilfe des Artikels weiterhin zwischen der männlichen und der weiblichen Form unterschieden werden (der/die Mitarbeitende). Gegen diese Strategie wird häufig das Argument angeführt, dass das substantivierte Partizip I lediglich einen momentanen Zustand beschreibt. Dies muss allerdings von Fall zu Fall betrachtet werden und ist nicht allgemeingültig.

5. Sachbezeichnung/geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen

die Mitarbeiter → Belegschaft
der Manager/die Managerin → das Management
der Mensch, die Person, das Kind, das Publikum, die Kundschaft

Diese Formulierungen sind kurz und beziehen alle Geschlechter ein. Außerdem vermeiden sie Sonderformen, die von vielen Kritikern als Argument gegen das Gendern angeführt werden, weil sie von manchen als störend wahrgenommen werden. Werden Sachbezeichnungen bzw. geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen allerdings zu häufig verwendet, können sie einen Text unpersönlich wirken lassen.

6. Direkte Anrede

Kunden bitte bei XX melden → Melden Sie sich bitte bei XX.

Diese Strategie spricht die Leser:innen direkt an. Das Geschlecht rückt also in den Hintergrund und wird irrelevant. Die Formulierung ist kurz, vermeidet Sonderformen und sie ist sehr persönlich. Allerdings ist sie nicht für jede Textsorte geeignet, sondern eher für Formulare oder Artikel.

7. Neutrale Umschreibung

Die Mitarbeiter müssen sich anmelden → Es muss sich angemeldet werden.

Bei dieser Strategie wird das generische Maskulinum beispielsweise durch Passiv-Formulierungen ersetzt. Zwar spricht die Strategie alle Geschlechter an, wie auch die direkte Anrede ist sie allerdings nicht für alle Texte geeignet. Zudem kann sie einen Text unpersönlich wirken lassen, wenn sie zu häufig verwendet wird.

Fazit

Es zeigt sich also, dass es viele verschiedene Möglichkeiten zum Gendern gibt. Während einige Strategien wie die Beidnennung oder Schreibweisen mit Sonderzeichen den Leser:innen sofort ins Auge springen, gibt es auch eher unauffällige Strategien, bei denen weniger stark in den Text eingegriffen wird. Diese Strategien erfordern allerdings ein wenig mehr Kreativität als das generische Maskulinum oder die Beidnennung. Doch je häufiger man die Strategien anwendet, desto leichter fällt es, sie umzusetzen. Empfehlenswert ist es, sich mit mehreren der Strategien vertraut zu machen, denn nicht alle Herausforderungen lassen sich mit einer einzigen dieser Strategien lösen.

Links

Für alle Interessierten, die gerne mehr über das Thema Gendern erfahren möchten, gibt es verschiedene Online-Angebote, die das Thema näher beleuchten und zudem auch Hilfestellungen und Inspiration bieten, zum Beispiel in Form von Genderwörterbüchern:

https://genderdings.de
https://gender-glossar.de
https://www.genderleicht.de/
https://gendern.de
https://www.genderator.app/
https://geschicktgendern.de/

Und was denken Sie?

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Gendern gemacht? Möchten Sie nützliche Tipps mit uns teilen oder haben Sie einen Verbesserungsvorschlag für unseren Artikel?

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