Simultandolmetschen
Simultandolmetscher:innen – was machen die eigentlich genau? Und wie?
Das Simultandolmetschen fasziniert viele. Auf Laien wirkt es manchmal fast wie Zauberei – gleichzeitig zuhören und sprechen? Und dann noch in zwei verschiedenen Sprachen? Dabei ist vielen Menschen aber nicht bewusst, was eigentlich alles dahinter steckt.
Das Simultandolmetschen ist natürlich keine Magie, sondern ein Fertigkeit. Als solche wurde sie gelernt und muss regelmäßig trainiert werden. Und natürlich brauchen die Dolmetscher:innen auch etwas Hilfe vom Veranstalter. Schließlich wissen sie nicht „einfach so“, wie man abiotische Stickstofffixierung auf Italienisch nennt, sondern müssen sich auf ihren Einsatz vorbereiten.
Was alles dazu gehört, das besprechen wir heute.
1. Zuerst die Basics
Dolmetschen, Übersetzen – was ist da eigentlich der Unterschied?
Im Alltag passiert es immer wieder, dass die Bezeichnungen Dolmetschen und Übersetzen synonym verwendet werden. Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während der Prozess des Übersetzens in schriftlicher Form stattfindet, läuft das Dolmetschen rein mündlich ab. Dolmetscher:innen sind eine Art Schnittstelle zwischen Sprechenden und Zuhörenden.
Kurz gesagt: Übersetzer:innen schreiben, Dolmetscher:innen sprechen.
Es gibt mehrere Arten des Dolmetschens
Dolmetschen ist nicht gleich Dolmetschen: Man unterscheidet zwischen mehreren Arten des Dolmetschens. Etwa zwischen dem Konsekutivdolmetschen, bei dem die Verdolmetschung zeitversetzt erfolgt, und dem Simultandolmetschen, bei dem beides parallel abläuft.
2. Simultandolmetscher:innen – bekannt als die Stimme aus dem Off
Simultandolmetscher:innen agieren im Hintergrund und stehen nur selten selbst im Scheinwerferlicht. Dennoch sind sie unverzichtbar, wenn es darum geht, auf Veranstaltungen in mehreren Sprachen zu kommunizieren.
Mir persönlich sind sie in meiner Kindheit erstmals bei „Wetten, dass …?“ aufgefallen. Obwohl ich noch keinerlei Fremdsprachenkenntnisse besaß, war es mir trotzdem möglich, all die internationalen Stars zu verstehen, die sich in der Sendung auf dem Sofa tummelten. Zu verdanken hatte ich das den Stimmen aus dem Off – den Stimmen der Simultandolmetscher:innen.
3. Vorbereitung ist das A und O beim Dolmetschen
Eines haben alle Arten des Dolmetschens gemein: Ohne eine ausreichende Vorbereitung wird es schwierig. Denn um wirklich kompetent fachliche Inhalte vermitteln zu können, muss man erstens einen Einblick in die Materie haben und zweitens einige spezielle Termini kennen, die über den allgemeinen Wortschatz hinausgehen.
Was gehört zur Vorbereitung beim Dolmetschen dazu?
1. Einarbeitung in das Thema
Wer beispielsweise bei einer Konferenz zum Thema Bodengesundheit in der Landwirtschaft dolmetscht, setzt sich vor dem Dolmetscheinsatz mit dem Thema auseinander und lernt Vokabeln.
Doch in welche Richtung soll es bei der Veranstaltung gehen? Liegt der Fokus auf Testmethoden, Regularien oder auf Einflüssen auf die Mikrobenpopulation?
2. Thema eingrenzen: Tagesordnung und Skripte durcharbeiten
Um die Vorbereitung zu unterstützen und das Thema näher einzugrenzen, ist es üblich, dass die Veranstaltenden im Vorfeld die Tagesordnung, Skripte und Präsentationen zur Verfügung stellen. So können die Dolmetscher:innen einen genaueren Einblick in das besprochene Thema erhalten und unbekannte Termini, Personen und Abkürzungen nachschlagen.
3. Vorbesprechung zwischen Dolmetscher:innen und Redner:innen / Briefing
Besonders hilfreich ist es auch, eine Vorbesprechung zwischen den Dolmetscher:innen und den Referent:innen zu veranstalten. Denn was gibt es Besseres, als sich im direkten Gespräch über die Inhalte und mögliche Schwierigkeiten auszutauschen?
In diesem Gespräch können die Referent:innen dann auch für die Arbeit mit Simultandolmetscher:innen gebrieft werden. Denn auch die Vortragenden können ihren Beitrag leisten, damit der Dolmetscheinsatz zum Erfolg wird.
4. Wie tragen die Vortragenden zum Gelingen der Verdolmetschung bei?
Besonders wichtig sind:
- Langsam und deutlich sprechen
- Sprechpausen für Rückfragen einlegen
- Rückkopplungsgeräusche vermeiden (etwa durch Klopfen auf das Mikrofon)
- Sich beim Sprechen nicht vom Mikrofon abwenden
Denn was Dolmetscher:innen nicht hören, können sie auch nicht vermitteln.
5. Simultan = gleichzeitig. Oder?
Beim Simultandolmetschen findet die Verdolmetschung statt, während die vortragende Person selbst spricht. Es gibt lediglich eine leichte zeitliche Verzögerung zwischen der Äußerung und der Verdolmetschung. Fachsprachlich wird dies Décalage (Verschiebung) genannt. Schließlich müssen auch die Dolmetscher:innen zuerst einmal hören, was sie überhaupt verdolmetschen sollen.
6. Simultandolmetschen ist echte Teamarbeit
Das parallele Zuhören und Sprechen beim Simultandolmetschen erfordert höchste Konzentration. Das ist auch der Grund dafür, dass Dolmetscher:innen häufig in einem Team aus zwei bis drei Personen pro Sprache arbeiten. Sie wechseln sich regelmäßig ab oder machen zum Beispiel Notizen füreinander, um sich gegenseitig zu unterstützen.
7. Das Equipment: schallisolierte Dolmetschkabinen
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Simultandolmetschen ist die technische Ausstattung. Auf Konferenzen, bei denen Simultandolmetscher:innen arbeiten, werden meist schallisolierte Kabinen für die Dolmetscher:innen aufgestellt.
Darin sitzen die Dolmetscher:innen dann während der Verdolmetschung. Die Schallisolierung ist wichtig, damit Teilnehmer:innen und Dolmetscher:innen einander nicht hören und stören.
Dolmetschkabinen sind mietbar
Die Dolmetschkabinen müssen nicht zur Ausstattung des Veranstaltungsorts gehören. Sie sind mobil und können als Teil des Dolmetschservice angemietet werden. Im Optimalfall werden sie so platziert, dass die Dolmetscher:innen einen guten Blick auf das Raumgeschehen haben – mindestens aber auf die Bühne und die Referent:innen.
Kopfhörer und Co.: die Konferenztechnik
Ebenfalls zur technischen Ausstattung gehört eine geeignete Konferenztechnik. Diese umfasst Mikrofone und Kopfhörer, Sender und Empfänger sowie eine Zentraleinheit, über die alles gesteuert wird.
Genau wie die Kabinen kann auch die Technik als Teil des Dolmetschservice gebucht werden.
Und damit die Technik auch funktioniert, braucht man selbstverständlich auch Menschen, die sie einrichten und damit umgehen können.
Und was denken Sie?
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