Warum Übersetzer jetzt nicht ihre Preise senken sollten

In der letzten Zeit erreichen uns immer öfter Angebote von Übersetzungsbüros und freiberuflichen Übersetzern, die Preisnachlässen aufgrund der Corona-Pandemie versprechen.

Wir werden auf solche Angebote nicht eingehen und auf keinen Fall die Preise senken, die wir unseren Lieferanten zahlen. Genauso wenig haben wir vor, aufgrund der Corona-Krise die Preise für unsere Kunden zu senken.

Das hat gute Gründe:

1. Solidarität

Wir wissen, dass freiberufliche Übersetzer und Übersetzungsbüros, mit denen wir zusammenarbeiten, momentan unter Druck stehen. Im Bereich Übersetzungen ist je nach Branche ein Rückgang an Aufträgen spürbar, im Bereich Dolmetschen sieht es sogar noch schwieriger aus. Es geht um die Existenzen von vielen Menschen.

Das Gebot der Stunde ist daher Solidarität. Die Notlage von Dienstleistern auszunutzen, liegt uns völlig fern, und wir hoffen, dass dies auch viele andere so sehen.

Vielmehr sollten alle so großzügig sein, wie sie es sich erlauben können. Dazu gehört: Normale Preise weiterzahlen und weiterhin die gewohnten Dienstleistungen bestellen, natürlich alles im Rahmen des Möglichen.

Wir Sprachdienstleister haben eine tolle Community, es gibt unzählige Berufsverbände, Organisationen und Verbände, Events, Konferenzen, Networking Days. Zeigen wir nun, dass wir auch in der Krise zusammenhalten!

2. Preissenkungen können nachhaltig schaden

Mit dem Impuls, die Preise zu senken, um so den Kampf um die weniger gewordenen Aufträge zu gewinnen, handeln Sprachdienstleister kurzsichtig und können sich selbst nachhaltig schaden. Es geht nicht nur darum, die Krise zu überstehen, das Unternehmen muss auch danach noch gut dastehen.

Unten verlinken wir euch einen Artikel des Marktforschungsunternehmens Vocatus, der verdeutlicht, dass Preissenkungen wohl überlegt sein wollen. Im Einzelnen geht es dort zwar um Produkte für Endverbraucher, die Mechanismen sind aber grob auf die B2B-Situation übertragbar. Hier eine kleine Zusammenfassung:

  • Preissenkungen sind unnötig: Kunden erwarten oft nicht einmal Rabatte, nur weil die Lage schwieriger geworden ist.
  • Vorschnelle Preissenkungen befeuern einen Preiskampf
  • Sinkt der Preis, sinkt auch der wahrgenommene Wert des Produkts.
  • Das Kundenverhalten verändert sich: es steigt das Preisbewusstsein, Relevanz von Mehrwert, Produktwert und Leistung sinken
  • Die Preissensibilität steigt, die Kundenloyalität nimmt folglich ab.

All diese Effekte überdauern die Krise und es wird danach nicht ohne weiteres gelingen, wieder zu dem alten Verhalten zurückzukehren.

Sprachdienstleister sollten also jetzt andere Wege beschreiten, um Aufträge zu generieren, als über den Preis. Der Artikel nennt mehrere Möglichkeiten, die sich auch auf die Übersetzungsbranche übertragen lassen.

>>> zum Artikel von Vocatus

 

Und wer etwas für die Allgemeinheit tun will: Viele großartige Dolmetscher spenden derzeit Arbeitsstunden an Krankenhäuser. Hilfe brauchen außerdem Translators without Borders, Nachbarschaftsnetzwerke wie nebenan.de und die lokalen Obdachlosenhilfen.

 

 

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